Die Kürzung der Lehrerstunden wird zum 01.02.2010 realisiert. Die drei Lehrkräfte im Botanischen Schulgarten Burg werden nur noch einen Teil ihrer Arbeitszeit im Schulbiologiezentrum SchülerInnen, Schülern, Lehramtsstudentinnen und –studenten und Lehrkräften zur Verfügung stehen: die beiden Lehrerinnen Hannemie Süllow und Rose Pettit etwa an drei Tagen statt bislang an fünf Tagen, der Lehrer Ingo Mennerich nur noch an zwei statt bislang an fünf Tagen. De facto eine Kürzung von 40 – 60 %.

Die Kürzung im Schulbiologiezentrum (roter Anteil) gefährdet das pädagogische Fundament der Arbeit im Botanischen Schulgarten Burg und verringert die Unterstützung der Schulen in der Region Hannover.

Welche Folgen die Kürzung für die Schulen in der Region Hannover sein werden, zeigt deutlich der Antrag von SPD und Grünen im hannoverschen Rat und der Kommentar der Schulverwaltung zum Schreiben des Kultusministeriums - siehe weiter unten als PDF.

Ein kleiner Rückblick

In der letzten Woche der Sommerferien erhielt das Schulbiologiezentrum aus dem Kultusministerium telefonisch die Nachricht „Kürzung von 25 Lehrerstunden bereits zum 01.08.2009.“ Uns kommt der Gedanke: Planung wird wohl von Schulen erwartet, von den Ministerien aber nicht immer ermöglicht.

Die Lehrkräfte sind rechtlich einer Stammschule zugeordnet und waren bisher nahezu vollständig an das Schulbiologiezentrum abgeordnet. Nun sollten sie – um die Unterrichtsstatistik zu verbessern – mehr Unterrichtsstunden an ihren Stammschulen leisten. Gespräche über notwendigen Lehrerbedarf hatte der zuständige Beamte aus dem Kultusministerium allerdings nur mit einer Schule geführt. Die anderen Schulen wurden überrascht und betonten die Nützlichkeit der Arbeit und des Unterrichtes der Lehrkräfte am Schulbiologiezentrum für den Unterricht an den Stammschulen und an den vielen anderen Schulen, Kindergärten und Lehrerausbildungsseminaren in der Region Hannover.

„Der angestrebte kurzzeitige Nutzen – Verbesserung der Unterrichtsversorgung an zwei oder drei Schulen – würde ... in keinem Verhältnis stehen zu dem langfristigen Schaden, der durch diese Maßnahme dem naturwissenschaftlichen Unterricht und der Umwelterziehung an all den Schulen zugefügt würde, die bisher von dem pädagogischen Angebot des schulbiologischen Zentrums profitiert haben“, so in einer Stellungnahme der Gesamtschulleitungen Hannovers.

Informationen über die Leistung des Schulbiologiezentrums und die Konsequenzen der Kürzung scheinen bei der Entscheidung kaum von Interesse gewesen zu sein.

Auf eine Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten formulierte das Kultusministerium zu den Konsequenzen am 28.08.2009:

„Durch die Kürzung werden zukünftig im geringen Umfang weniger Schulklassen durch Lehrkräfte begleitet werden können. Dies schließt jedoch eine Betreuung der Schulklassen durch Angestellte des Zentrums nicht aus.“

Man beachte die Begriffe „beleitet“ und „Betreung“ – vermieden wird der Begriff „Unterricht“. „Unterricht“ ist nur nur der Unterricht, der auch in der Unterrichtsstatistik zählt. Und „Unterricht“ erfordert PädagogInnen.

Berge von Protestschreiben erreichten über den Dienstweg das Kultusministerium und die Landesschulbehörde, genug, um dem Kultusministerium die konkreten Folgen in den Schulen deutlich zu machen – sie wurden in der Woche vor Weihnachten durch einen Serienbrief ohne Bezug zu konkreten Aussagen beantwortet. Die Folgen der Kürzung für die Schulen werden ignoriert.

Über 3.700 Menschen unterschrieben inzwischen die Protesterklärung gegen die Kürzung.

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Bei der Amtseinführung von Frau Dr. Regine Leo als neue Leiterin des Schulbiologiezentrums am 03.11.2009 überreichte Eberhard Reese die ersten 3.300 Unterschriften dem Vertreter des Kultusministeriums, Herrn Fichtner.

Eine Einsicht und eine Berücksichtigung der sachlichen Argumente gegen eine Kürzung war wohl auch nicht zu erwarten

Bereits am 03.09.2009 hatte der Förderverein den zuständigen Beamten im Kultusministerium zu einem Gespräch im Schulbiologiezentrum eingeladen – um ihn sachkundig zu machen. Zwei Monate später war es soweit: In einem vierstündigen Gespräch im Schulbiologiezentrum am 28.10.2009 wurden von den Lehrkräften, von der Vertreterin der Stadt Hannover, von der Landesschulbehörde, vom Schulbezirkspersonalrat in der Landesschulbehörde, vom Förderverein viele, viele Argumente vorgebracht – vergeblich.

Zwei Monate hatte sich das Kultusministerium Zeit gelassen, einem Protestschreiben von Frau Drevermann, der Schuldezernentin der Landeshauptstadt Hannover, an den Staatssekretär, zu antworten. Nun drängte es. Nur zwei Tage vor dem Gespräch im Schulbiologiezentrum wurde der Antwortbrief verfasst und ging schließlich am 17.11.2009 bei der Stadt ein. Wir meinen: Es hätte einfach besser ausgesehen, wenn das Schreiben nach dem Gespräch formuliert worden wäre.

Wieder zeigte die Argumentation des Kultusministeriums in diesem Schreiben den überstarken Willen, Gegenargumente und Tatsachen nicht zur Kenntnis zu nehmen.

"Insgesamt verfügt das Zentrum zurzeit über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.....Die notwendige Kürzung im genannten Umfang ist bei dem Schulbiologiezentrum Hannover als dem größten Zentrum durchgeführt worden, da sie hier aufgrund der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am ehesten zu vertreten ist.“

Wieder wird zwischen Lehrern / Lehrerinnen und Gärtner / Gärtnerinnen nicht unterschieden. Bei der Anzahl der Mitarbeiter wird stark übertrieben. Dabei wäre Sorgfalt der Sache angemessen.

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Manches Gespräch ist eine Farce. Aber muss dies auch so deutlich signalisiert werden - indem ein Brief zu diesem Thema mit unrichtigen Angaben zwei Tage (am 26.10.2009) vor dem Gespräch mit allen Betroffenen im Schulbiologiezentrum (28.10.2009) verfasst und auf den Dienstweg gegeben wird.

Im Schulausschuss und im Rat der Landeshauptstadt musste sich das Kultusministerium von der Schuldezernentin korrigieren lassen.

Bärbel Hilbig berichtet in der HAZ vom 19.11. 2009:

‚Für die konkrete Arbeit im Schulbiologiezentrum bedeute das den Verlust von weit mehr Stunden, schon allein durch Fahrtzeiten zwischen den Dienstorten, betont Schuldezernentin Drevermann. „Auch die so wichtige Präsenz außerhalb der reinen Unterrichtszeit wäre nicht mehr gewährleistet, da die Lehrer dann verstärkt in den Schulalltag eingebunden wären, an Konferenzen und anderen Veranstaltungen teilnehmen müssten.“

Die Stadt selbst finanziert insgesamt 26 Mitarbeiter auf rund 21 Vollzeitstellen sowie zusätzlich zwölf Auszubildende, die alle keine Pädagogen sind. Sie gewährleisten den Betrieb des Schulbiologiezentrums sowie die Pflege der Gärten und Tiere.’

Wenn die Lehrkräfte im Botanischen Schulgarten nur noch zu 40 % bis 60 % ihrer Arbeitsleistung zur Verfügung stehen, dann sind konkret Kürzungen zu erwarten:

nur noch ein Unterrichtstag pro Schule statt bislang zwei, weniger Beratungen am Telefon, weniger Informationen über die Homepage – die eine hohe Nachfrage nach Arbeitsmaterialien und Lernspielen nachweisen kann - und möglicherweise nur noch ein „Plantago“ - das interessante Mitteilungsblatt - pro Jahr.

Die Kürzung muss umgehend wieder rückgängig gemacht werden.

Wir werden auch dazu in Zukunft die Unterstützung der vielen Schulen, Kindergärten, Lehrkräfte, PolitikerInnen, ErzieherInnen, Eltern benötigen, die das Schulbiologiezentrum kennen und schätzen gelernt haben. Wir danken allen, die uns bislang unterstützt haben.

Hans-Dieter Keil-Süllow, Vorsitzender des Fördervereins des Schulbiologiezentrum

Dringlichkeitsantrag Drs. 1981/2009 17.09.2009:Rücknahme der Kürzungen abgeordneter Unterrichtstunden im Schulbiologiezentrum durch die Landesschulbehörde

SPD-Fraktion im Rat der Landeshauptstadt Hannover
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Fraktion im Rat der Landeshauptstadt Hannover

Hannover, 09.09.2009
In den Verwaltungsausschuss, die Ratsversammlung (17.09.09)

Dringlichkeitsantrag gemäß § 11 der Geschäftsordnung des Rates der Landeshauptstadt Hannover

Die Verwaltung wird beauftragt, die Niedersächsische Landesregierung dazu aufzufordern, die angekündigte Kürzung der abgeordneten Unterrichtsstunden um 25% im Schulbiologiezentrum Hannover zurückzunehmen

Begründung:

Mit der angekündigten Kürzung um 25% der abgeordneten Stunden wird die pädagogische Grundlage des Schulbiologiezentrums nachhaltig geschädigt. Die Kürzung führt dazu, dass das Komplettangebot vom Unterricht bis hin zu Unterrichtsmaterialien, vom Angebot für Kleinkinder bis hin zu Erwachsenen, für SchülerInnen, StudentInnen und Lehrkräfte zur Disposition gestellt wird. Die Lehrkräfte würden in Zukunft nur noch an zwei bis zweieinhalb Tagen im Schulbiologiezentrum anwesend sein können. Durch die Fahrzeit zwischen den Dienstorten geht wertvolle Arbeitszeit verloren, die im Schulbiologiezentrum nicht mehr eingesetzt werden kann. Lehrerfortbildungen, Besuche von Studienseminaren, Beratungstermine, Termine im Zusammenhang der Vernetzung mit anderen Umweltzentren werden nur noch eingeschränkt bis gar nicht möglich. Die Kürzung geht auf jeden Fall auch zu Lasten der Beratungstätigkeit. Hiervon betroffen sind insbesondere die LehrerInnen, die aufgrund des Fachlehrermangels an den Schulen für den Biologieunterricht einspringen und dringend die Beratung des Schulbiologiezentrums brauchen und nutzen. Die lückenhafte Anwesenheit erschwert die Betreuung der PraktikantInnen aus Schule und Studium und die Betreuung der jungen Menschen, die im Schulbiologiezentrum ein Freies Ökologisches Jahr ableisten und auch bei personalintensiven Kursen wie dem Gemüsekurs und dem Apothekerkurs zum Einsatz kommen. Um die Bildung in den Naturwissenschaften an unseren Schulen qualitativ hochwertig fortführen zu können, leistet das Schulbiologiezentrum einen wichtigen Beitrag und ist daher zu 100% auch mit Unterrichtsstunden auszustatten.

Die Landesregierung wirbt mit dem Leuchtturmprojekt der „Ideen – Expo“ für die Naturwissenschaften und zerstört im Gegensatz dazu, mit der Kürzung im Schulbiologiezentrum, die Nachhaltigkeit und Kontinuität der naturwissenschaftlichen Bildung.

Christine Kastning, Fraktionsvorsitzende SPD
Lothar Schlieckau, Fraktionsvorsitzender Bündnis90/Grüne

Im Schulausschuss der Landeshauptstadt Hannover am 25.11.2009 und in der darauffolgenden Ratssitzung gegen die Stimmen der CDU mit Mehrheit beschlossen.

Stellungnahme der Verwaltung - zum Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Rücknahme der Kürzungen abgeordneter Unterrichtsstunden im Schulbiologiezentrum durch die Landesschulbehörde im Schulausschuss am 25.11.2009

Das Schulbiologiezentrum der Stadt Hannover besteht aus dem botanischen Schulgarten Burg, dem Schulgarten Linden, der Freiluftschule Burg und der Zooschule.

Am Standort des botanischen Schulgartens Burg sind zurzeit 3 Lehrkräfte mit Vollzeitstellen tätig. Eine Vollzeitstelle entspricht im Durchschnitt 25 Unterrichtsstunden pro Woche. Laut Mitteilung der Landesschulbehörde an die Lehrer soll diese Regelung nur noch bis zu 1. Februar 2010 Bestand haben. Das Kultusministerium beabsichtigt, an diesem Standort 25 Unterrichtsstunden zu kürzen, das entspricht einer vollen Lehrerstelle (s. Anlage).

Die drei Lehrkräfte sind für verschiedene Schulformen ausgebildet (Lehramt an Grund- und Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien), so dass die Kürzung der Anrechnungsstunden auf alle Lehrkräfte verteilt werden müsste.

Die geplante Streichung von 25 Anrechnungsstunden bedeutet einen tatsächlichen Verlust von weit mehr Stunden, da die drei Lehrkräfte zurzeit nicht nur die jeweils 25 Anrechnungsstunden im Schulbiologiezentrum tätig sind, sondern ihre gesamte Arbeitszeit von ca. 40 Stunden pro Woche.

Da aufgrund der Stundenplangestaltung an den Schulen die geforderten 8 Unterrichtsstunden pro Lehrkraft nicht an einem und meist auch nicht an 2 Tagen abgeleistet werden können, sondern in der Regel auf 3 oder mehr Tage verteilt sind, bedeutet das einen zusätzlichen Verlust durch Fahrtzeiten zwischen den Dienstorten. Durch die vermehrte Einbindung in den Schulalltag mit Teilnahme an Besprechungen, Konferenzen, Elternsprechtagen etc. wird zusätzlich Zeit an der Schule benötigt, die dann dem Schulbiologiezentrum nicht mehr zur Verfügung steht.

Die Haupttätigkeiten der Lehrer im Schulbiologiezentrum umfassen eigene Unterrichtstätigkeit, Lehrerfortbildung, Studentenausbildung, Beratung von Lehrern, Erstellung von Arbeitshilfen für den Schulunterricht. Damit haben diese Lehrkräfte eine wichtige Multiplikatorfunktion, die in diesem Umfang nach einer Kürzung um eine volle Stelle nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.

Im Jahr 2008 wurden im gesamten Schulbiologiezentrum durch eigene Lehrkräfte insgesamt 28.165 SchülerInnen in 1.425 Klassen unterrichtet, davon kamen rund 3.300 SchülerInnen aus der Region. Mit den Kürzungen lässt sich diese Pensum nicht mehr bewältigen.

42.6 Hannover / 25.11.2009

Beratungsverlauf des Dringlichkeitsantrages von SPD und Grünen

Beratungsverlauf:
17.09.2009: Verwaltungsausschuss: 7 Stimmen dafür, 3 Stimmen dagegen, 0 Enthaltungen
17.09.2009: Ratsversammlung: Die Dringlichkeit für die Aufnahme in die Tagesordnung wurde mit 39 Ja-Stimmen nicht erreicht. Der Antrag wird in der Ratssitzung am 22.10.2009 behandelt.
22.10.2009: Ratsversammlung: Auf Wunsch der CDU in die Fraktionen gezogen
19.11.2009: Ratsversammlung: Abgesetzt
25.11.2009: Schulausschuss: 10 Stimmen dafür, 4 Stimmen dagegen, 0 Enthaltungen
03.12.2009: Verwaltungsausschuss: 7 Stimmen dafür, 4 Stimmen dagegen, 0 Enthaltungen
10.12.2009: Ratsversammlung: 37 Stimmen dafür, 20 Stimmen dagegen, 0 Enthaltungen

Antragsteller(in):
SPD-Fraktion und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

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