Den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen "Starke Kinder lernen besser - Pädagogisch-psychologische Unterstützungsteams in den Schulen einrichten!" (Drs. 16/2761) kommentierte Claus-Peter Poppe (MdL, SPD): "Dieser Antrag der Grünen-Fraktion stellt den Versuch dar, die Vorstöße zu Schulpsychologie und Schulsozialarbeit zu verknüpfen und daraus ein gemeinsames Konzept zu entwickeln. Ein solches Vorhaben, meine Damen und Herren, ist sinnvoll und notwendig."

In unserer veränderten Gesellschaft müssen auch Schulen sich verändern. In unseren Schulen werden in Zukunft nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern Menschen aus verschiedenen Professionen zum Wohl der Kinder und Jugendlichen zusammenwirken und zusammenwirken müssen. Grundlage des Antrages ist ein Konzept, das die Universität Hildesheim gemeinsam mit dem Verband Niedersächsischer Schulpsychologen, dem Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, der Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit in Niedersachsen und dem Verband der Beratungslehrkräfte Niedersachsens entwickelt hat.

Es bedarf kaum einer Diskussion, dass ein erneuter Vorstoß für mehr Schulpsychologie und Schulsozialarbeit und für eine Vernetzung der Professionen sinnvoll ist. Die Notwendigkeit ist bei der unstrittigen Zunahme von Schulangst, familiären Belastungen oder anderen psychosozialen oder gesundheitlichen Problemen ganz einfach gegeben. Die SPD-Fraktion hat selbst schon im August 2009 einen Antrag zur Schulpsychologie vorgelegt, der in diese Richtung zielte und absolut kompromissfähig war, und erst gestern wurde ein SPD-Antrag zum Thema Schulsozialarbeit diskutiert. Beide bezogen sich ebenfalls auf abgesicherte und gut begründete Konzepte, wurden aber von den Mehrheitsfraktionen in arroganter Art und Weise abgelehnt. Niedersachsen bleibt damit vor allem bei der schulpsychologischen Beratung in unverantwortlicher Art und Weise hinter den gesellschaftlichen Anforderungen und hinter jedem nationalen und internationalen Vergleichsmaßstab weit zurück.

Die Vorstellungen und Konzepte des Verbandes der Schulpsychologen sind nicht in plumper Art und Weise auf die Forderung nach mehr Stellen zu reduzieren. Sie umfassen auch veränderte Grundsätze schulpsychologischer Arbeit, die danach nicht mehr allein Systembetreuung im Blick hat, sondern auch gesundheitliche und soziale Aspekte aufnimmt. Ich zitiere einen kurzen Auszug aus dem Konzept der schulpolitischen Verbände der Schulpsychologie: „Die Hauptaufgabe richten sich auf die Person des Schülers oder der Schülerin bzw. auf die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden. Dazu nutzt Schulpsychologie sowohl den auf die konkrete Person oder das konkrete Anliegen bezogenen Zugang als auch die Möglichkeit, zur Professionalisierung Unterrichtender und Führungsverantwortlicher beizutragen (z.B. Supervision, Fort und Weiterbildung usw.). Dabei hat sie das System Schule als Ganzes im Blick und wirkt hier durch psychologisch fundierte Mitwirkung in der Organisations-, Unterrichts- und Personalentwicklung.“ Wir haben es also mit einem insgesamt veränderten, umfassenden Ansatz zu tun.

Es bedarf leider dennoch oder vielleicht gerade deswegen keiner hellseherischen Fähigkeiten vorauszusagen, dass auch dieser erneute Vorstoß von der Landtagsmehrheit mit großem Bedauern und noch größerer Selbstgefälligkeit abgelehnt werden wird.

Es bedarf ferner eines erheblichen Maßes an Phantasie, sich vorzustellen, unter welchen Bedingungen die Mehrheitsfraktionen solche sinnvollen Anträge mittragen könnten. Vielleicht wenn ein Goldesel vorbeikäme. Oder wenn sie selbst pädagogisch-psychologisch beraten und unterstützt würden.

Allerdings ist bei kritischer Betrachtung auch festzustellen, dass der Antrag der Grünen stellenweise Fragen und Bedenken geradezu herausfordert. Selbst wenn im Schlussteil vorsichtig von Modellregionen, Erprobung und Evaluation die Rede ist, gehen die Forderungen doch zeitlich wie personell sehr weit. Der Antrag sieht unabhängig von den Ergebnissen der Evaluation bis 2018 pädagogisch-psychologische Unterstützungsteams für alle Schulen vor und legt sich im Ergebnis ebenfalls unabhängig von der geforderten Evaluation zahlenmäßig auf bis zu zwei Stellen für je 500 Schülerinnen und Schüler fest. Bei solchen Zahlen verstehe ich jeden, der sich fragt, woher diese Zahl von Fachleuten in der Psychologie und woher das Geld für das Gesamtprojekt kommen soll. Einfach Lehrerstellen umzuwidmen, liebe Kolleginnen und Kollegen, das beißt sich mit sonstigen Äußerungen und Forderungen der Grünen-Fraktion. In diesen Fragen muss der Antrag in den Beratungen bei aller Zustimmung im Grundsatz noch „geerdet“ und auf Realismus und Praxistauglichkeit hin geprüft werden. Meine Damen und Herren, ich hoffe bei aller Skepsis auf gute Beratungen im Kultusausschuss