Mit der Loccumer Erklärung 2011 bekräftigen die Leiterinnen und Leiter der niedersächsischen Gesamtschulen ihre in der Loccumer Erklärung vom März 2010 und in der Jeddinger Erklärung vom 26.11.2010 (vgl. Anlage) formulierte Forderung zur Genehmigung eines teilgebundenen Ganztagsangebots für die seit 2009 neu eingerichteten Gesamtschulen.

Die Schulleitungen der niedersächsischen Gesamtschulen sehen insbesondere den Ganztagsunterricht an den neuen Gesamtschulen in großer Gefahr.

04.03.2011 / Loccumer Erklärung der niedersächsischen Schulleiterinnen und Schulleiter

Loccumer Konferenz der niedersächsischen Schulleiterinnen und Schulleiter an Gesamtschulen vom 2. bis zum 4. März 2011

Mit der Loccumer Erklärung 2011 bekräftigen die Leiterinnen und Leiter der niedersächsischen Gesamtschulen ihre in der Loccumer Erklärung vom März 2010 und in der Jeddinger Erklärung vom 26.11.2010 (vgl. Anlage) formulierte Forderung zur Genehmigung eines teilgebundenen Ganztagsangebots für die seit 2009 neu eingerichteten Gesamtschulen.

Solange diese Genehmigung verwehrt wird, müssen die neu gegründeten Gesamtschulen mit Ganztagsstunden im Rahmen des Grundzuschlags für offene Ganztagsschulen angemessen ausgestattet werden.
Zurzeit nehmen an den Schulen in jedem Jahrgang 145 bis 150 Kinder an mindestens zwei Tagen in der Woche Angebote im Ganztagsbereich wahr.

Nach Aussage des Kultusministeriums soll es an den neuen Gesamtschulen nach wie vor bei der Grundausstattung von 2,5 Stunden, ausschließlich für den Jahrgang 5, bleiben. Einen Zuschlag für den 6. Jahrgang soll es erst nach einer drei- bis vierjährigen "Karenzzeit" geben.

Geld für die Bereitstellung des Grundzuschlags für 2 Jahrgänge ist im Etat des Kultusministeriums offensichtlich vorhanden, da die neue Schulform "Oberschule" sofort Mittel für den teilgebundenen Ganztag bekommen soll.

Werden den neuen Gesamtschulen die Mittel für weitere Jahrgänge jetzt nicht zur Verfügung gestellt, können die Schulen ihr offenes Ganztagsangebot, das vom Kultusministerium auf der Grundlage der eingereichten Konzepte genehmigt worden ist, nicht weiter umsetzen. Durch die "Karenzzeit" ist die Aufrechterhaltung des Ganztagsangebots im Schuljahr 2011/12 an den neu eingerichteten Gesamtschulen massiv gefährdet.

Loccum, 4. März 2011 - Anlage: Jeddinger Erklärung vom 26.11.2010

Weitere Informationen

26.11.2010 / Jeddinger Erklärung der niedersächsischen Schulleiterinnen und Schulleiter

Jeddinger Konferenz der niedersächsischen Schulleiterinnen und Schulleiter an Gesamtschulen

In der gegenwärtigen bildungspolitischen Situation bemühen sich die Landesregierung, die Oppositionsparteien im Landtag, die Verbände im Bildungsbereich, die kommunalen Spitzenverbände und der Landeselternrat um langfristige und tragfähige Eckpunkte einer zukünftigen Schulstruktur in Niedersachsen.

Die Leiterinnen und Leiter der niedersächsischen Gesamtschulen erkennen diese Bemühungen an. Sie machen aber darauf aufmerksam, dass die gegenwärtigen Pläne und Überlegungen des Kultusministers zu gravierenden Auswirkungen auf die von Eltern gewünschten und erfolgreich arbeitenden niedersächsischen Gesamtschulen führen:

1) In den Jahren 2009 und 2010 sind 32 neue Gesamtschulen genehmigt worden, 2011 werden noch weitere Genehmigungen folgen. Diese neuen Gesamtschulen sind von ihrem Selbstverständnis und Qualitätsanspruch her gebundene Ganztagsschulen. Die Leiterinnen und Leiter fordern, dass diese neuen Schulen ihr Ganztagsmodell gemäß dem Erlass „Die öffentliche Ganztagsschule“ selbst gestalten können und dass sie gemäß dem Erlass „Klassenbildung und Lehrerstundenzuweisung an den allgemein bildenden Schulen“ mit Lehrerstunden ausgestattet werden. Die unterstützende pädagogische Arbeit von Sozialpädagogen ist integraler Bestandteil der Gesamtschule, daher ist es unverzichtbar, dass jede Gesamtschule adäquat mit Sozialpädagogenstellen ausgestattet wird.

2) In den Veröffentlichungen des Kultusministeriums zur langfristigen Schulstruktur ist die Kooperative Gesamtschule als eigenständige Schulform nicht mehr vorgesehen. Die Leiterinnen und Leiter der niedersächsischen Gesamtschulen fordern, dass die bestehenden Kooperativen Gesamtschulen in ihrem Bestand langfristig geschützt sind, im Schulgesetz verankert bleiben und dass es weiterhin die Möglichkeit
gibt, neue Kooperative Gesamtschulen zu gründen.

3) In den Verhandlungen des niedersächsischen Kultusministeriums mit den kommunalen Spitzenverbänden ist in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt worden, Integrierte Gesamtschulen können auch vierzügig gegründet werden. Umso erstaunter nehmen die Leiterinnen und Leiter der niedersächsischen Gesamtschulen zur Kenntnis, dass der Kultusminister die hohe Hürde der Fünfzügigkeit für die Gründung neuer Integrierter Gesamtschulen nur in Ausnahmefällen verändern will. Die in den 90er Jahren gegründeten vierzügigen Integrierten Gesamtschulen arbeiten nach wie vor sehr erfolgreich und beweisen, dass eine Vierzügigkeit möglich und sinnvoll ist. Wir fordern, dass die Schulträger gerade bei den zurückgehenden Schülerzahlen die Möglichkeit erhalten, vierzügige Integrierte Gesamtschulen zu gründen. Außerdem sollten Kooperative und Integrierte Gesamtschulen als ersetzende Schulformen geführt werden können, wenn die Schulträger dies wünschen.

4) Die Leiterinnen und Leiter der niedersächsischen Gesamtschulen begrüßen die Ankündigung des Kultusministers, die 2003 für alle Schulformen erhöhten Klassenobergrenzen zu senken. Sie erwarten allerdings, dass der Kultusminister dabei die Integrierten Gesamtschulen ebenfalls berücksichtigt.

5) Niedersachsen geht bei der Schulzeitverkürzung für Gesamtschulen einen Sonderweg. Die niedersächsischen Gesamtschulleitungen fordern den Kultusminister auf, auf Antrag Möglichkeiten für eine 13-jährige Schulzeit als Regelfall für die Gesamtschulen zu eröffnen, die von ihrem Schulkonzept her auf die längeren Schulzeiten ausgerichtet sind.

Die Schulleiterinnen und Schulleiter der niedersächsischen Gesamtschulen erwarten, dass ihre Vorschläge bei der zukünftigen Diskussion beachtet werden.

Jeddingen, 26.11.2010

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