AfB Region Hannover an Stephan Weil: Kein Verzicht auf das Stufenlehramt!

Kein Verzicht auf das Stufenlehramt!
Lieber Stephan!
„Beide Phasen der Lehrerausbildung werden wir einer grundlegenden Reform unterziehen, die insbesondere höhere Praxis- und Pädagogikanteile im Bachelor- und Masterstudium, eine Neustrukturierung der Lehrämter des Sekundarbereiches hin zum Stufenlehramt sowie eine Neustrukturierung und breite schulformübergreifende Öffnung des Vorbereitungsdienstes beinhaltet, ... die gesamte Lehrkräfteausbildung werden wir ... weiterentwickeln“.
So wird im Koalitionsvertrag von Rot-Grün erneut die Stufenlehrerausbildung propagiert. Auch der Landesparteirat hat noch am 15. Juni 2024 dieses Vorhaben in seinem Beschluss B20 unterstrichen und die Landtagsfraktion aufgefordert, das umzusetzen.
Und nun das: „Die Reform der Lehrerausbildung ist gestoppt“, „Niedersachsen verschiebt die geplante Reform seiner Lehrerausbildung auf unbestimmte Zeit“ - so ist es in den Medien zu lesen und zu hören. Beschlossen und doch gebrochen?
Bereits vor circa 10 Jahren war dieses Vorhaben bei Rot-Grün auf der Tagesordnung, die Halbherzigkeit des Vorgehens und innere Widerstände brachten es zum Erliegen.
Dabei hat sich die Situation in den Schulen noch verschärft. Es ist nicht absehbar, wann der Mangel an qualifizierten Lehrkräften behoben werden kann, die Anforderungen in der Schulpraxis haben sich durch Zuwanderung, Inklusion und heterogene Schülerschaft maßgeblich verändert. Das wird in der gegenwärtigen Struktur der Ausbildung an den Universitäten sowie Studienseminaren nicht ausreichend abgebildet. Die Anwahl von GHR- Lehrämtern hat sich massiv reduziert, für Lehrkräfte von Integrierten Gesamtschulen als der Sek-I/II- Schulform, der wir als Sozialdemokrat:innen besonders verbunden sind, gibt es überhaupt keine eigene Ausbildung. Hier werden seit langer Zeit vornehmlich Lehrkräfte mit Gymnasiallehrerausbildung eingesetzt, obwohl gerade die IGS mit ihrer Heterogenität und besonders starken inklusiven Beschulung bei der Ausbildung schwerpunktmäßig berücksichtigt werden müsste.
Nach der Datenanalyse des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft schließen von 52.500 Studien- anfängern am Ende gut 28.000 das Referendariat ab. Nach einer Untersuchung der GEW üben 20 Prozent der erfolgreichen Absolventen eines Lehramtsstudiums ein Jahr nach dem Abschluss eine andere Tätigkeit aus. Weitere 14 Prozent gehen nicht ins Referendariat. Seit langem werden die mangelnden Praxiskenntnisse in der unterrichtlichen Taẗ igkeit von Absolvent:innen beklagt. Das können wir uns nicht weiter leisten!
Die bestehende Ausbildung mit der Trennung nach Lehrämtern,für die zum Teil kein Bedarf mehr ist, dem hohen wissenschaftlichen Theorieanteil bei Gymnasienlehrkräften, die in einem Schulsystem eingesetzt werden, bei dem die meisten Schüler:innen in Schulen mit mehreren Bildungsgängen gehen, ist zudem unwirtschaftlich. Einige Universitäten sind für die Einführung der Reform bereit und vorbereitet. Diese sollten im nächsten Jahr beginnen können!
Eine Reform der Lehrkräfteausbildung – hin zum Stufenlehramt sowie einem deutlich erhöhten Praxisanteil – und damit die Anpassung der Lehrkräfte an die Schule der Gegenwart und Zukunft geht nur mit einer rot-grünen Landesregierung. Schon einmal hat Rot-Grün die Chance verpasst.
Wir fordern dich auf, dich nachhaltig dafür einzusetzen, den vom Landesparteirat beschlossenen Antrag in der Koalition umzusetzen – für einen echten Aufbruch in der Bildungspolitik, von dem langfristig alle profitieren. Wann, wenn nicht jetzt?!
Mit solidarischen Grüßen,
Marius Eckert und Katrin Bajraktari
Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft für Bildung im Unterbezirk Region Hannover
Zur Kenntnis:
• an den Nds. Minister für Wissenschaft und Kultur,
Falko Mohrs
• an den bildungspolitischen Sprecher der SPD-
Fraktion im Nds. Landtag, Stefan Politze (MdL)