Aktuell wird wieder verstärkt über ein Handyverbot an Niedersächsischen Schulen diskutiert. Hintergrund ist eine Plakatkampagne des Unternehmens Rossmann, die ein Handyverbot bis zur zehnten Klasse fordert.

Grundsätzlich können so auch in höheren Jahrgängen Handyverbote gelten, wenn das von den Akteuren gewollt ist. Durch die Einbindung in den Prozess der eigenverantwortlichen Schule wird so garantiert, dass bei Problemen Rückendeckung vom Ministerium gibt.
Katrin Bajraktari und Marius Eckert (Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Bildung)

Differenzierte Lösungen zielbringender

„Wir unterstützen die Forderung nach einem Handyverbot für Grundschulkinder“, erklären Katrin Bajraktari und Marius Eckert, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, „Studien zeigen, dass exzessiver Medienkonsum bereits im frühen Alter zu Konzentrationsstörungen, sozialer Isolation und sogar zu aggressivem Verhalten führen kann.“

Ein Verbot in den Klassen 1–4 schaffe daher einen geschützten Raum, in dem Kinder ungestört lernen und soziale Kompetenzen entwickeln können – ohne Ablenkung durch Smartphones. Für die Klassen der Sekundarstufe 1 schlägt die Arbeitsgemeinschaft für Bildung hingegen ein gestuftes Modell vor, das sich im ‚Freiräume-Prozess‘ des Kultusministeriums bewegt. Innerhalb dieses Gestaltungsraumes muss die Möglichkeit geschaffen werden, als Schule rechtssicher Entscheidungen über den Einsatz von Smartphones treffen zu können.

Grundsätzlich halten wir auch hier ein Handyverbot für sinnvoll, doch Schulen sollten die Möglichkeit haben, per Beschluss der Gesamtkonferenz für die eigene Schulgemeinschaft passende Regelungen festzulegen. Entscheidend bleibt, dass ein Notfallkontakt zu den Erziehungsberechtigten immer gewährleistet ist. Erfahrungen aus Frankreich und den Niederlanden zeigen, dass solche klaren Regeln nicht nur das Schulklima verbessern, sondern auch Cybermobbing deutlich reduzieren.

Kritik an privatwirtschaftlicher Einmischung – Politik muss handeln

Die AfB begrüßt zwar das Engagement von Rossmann für das Thema, kritisiert aber, dass ein privatwirtschaftliches Unternehmen die politische Debatte dominiert. „Bildungspolitik darf nicht von Unternehmen gemacht werden“, so das Credo. Die Landesregierung muss jetzt handeln und verbindliche, rechtssichere Regelungen schaffen.