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2006-2017_Schuelerzahlen_Grundschulen_H Foto: Landeshauptstadt Hannover

Die Schullandschaft in Hannover und Niedersachsens ist nach wie vor durch ein gegliedertes Schulsystem geprägt. Die daraus resultierende Stagnation in der Entwicklung eines inklusiven und integrativen Schulsystem war nicht zuletzt der Blockadepolitik der schwarz-gelben Vorgängerregierung in Niedersachsen geschuldet, die anstatt der qualitativen und inhaltlichen Weiterentwicklung der Schullandschaft mit der Oberschule eine weitere Schulform des gegliederten Schulwesens einführte, anstatt die bestehenden zu stärken und weiterzuentwickeln. Die logische Folge dieser Entscheidung ist die Tatsache, dass nahezu alle Haupt- und Realschulen für sich keine Zukunft mehr sehen.

In Hannover ist die Zahl der Neugeborenen, der GrundschülerInnen und der SchülerInnen im Sekundarbereich 1 um 450 pro Jahrgang gestiegen, bei 25 SchülerInnen pro Klasse sind das 18 neue Parallelklassen - Jahr für Jahr. In Hannover muss neuer Schulraum geschaffen werden. Die Einführung des G8 hat einen Zustrom zu Integrierten Gesamtschulen gebracht, die Entscheidung der Landesregierung wieder das G9 bei den Gymnasien einzuführen und Förderstunden bei den Gymnasien im 5. und 6. Jahrgang anzubieten, wird die Gymnasien stärken und wieder mehr leistungstarke SchülerInnen zu den Gymnasien ziehen.

Die anspruchsvolle Aufgabe, alle SchülerInnen zu inkludieren und ein attraktives Schulangebot für alle SchülerInnen mit individueller Förderung zu machen, wird sich auf die Integrierten Gesamtschulen konzentrieren. Wir kann unter diesen Rahmenbedingungen eine inklusive Schullandschaft in Hannover und in der Region Hannover entstehen? Welche Rahmenbedingungen erwarten wir von den Schulträgern und von der Landesregierung?

Grundlagen der Diskussion sind

1. die in der Schulausschusssitzung am 25.06.2014 vorgelegten Informationsdrucksachen der Verwaltung über die Entwicklung der Grundschulen und der weiterführenden Schulen

2. die Beschlussvorlage von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen in der Landeshauptstadt Hannover für die Sitzung des Schulausschusses am 25.06.2014

3. das Schreiben der Schulleiter der Gesamtschulen Hannovers

4. das von einem Aktionsbündnis ergänzte "Eckpunktepapier" zu Einführung der Inklusion in der Region Hannover

1. Informationsdrucksachen der Stadt Hannover zur Entwicklung der Schulen

Grundschulentwicklungsplanung ab Schuljahr 2014/15 ff.

Mit den Informationsdrucksachen Nr. 0134/2012 und Nr. 0837/2013 hat die Verwaltung in
den letzten beiden Jahren jeweils im Frühjahr über die Entwicklung im Grundschulbereich
und die damit verbundenen schulplanerischen Überlegungen für die kommenden Jahre
berichtet.

Steigende Schülerzahlen, die Auswirkungen der Wohnbauinitiative, aber auch weitere
Faktoren, wie die sogen. „Doppelzählung“ von Kindern mit Bedarf an sonderpädagogischer
Betreuung und insbesondere die Verringerung der Schülerhöchstzahlen pro Klasse führen
an verschiedenen Grundschulstandorten in Hannover weiterhin zu erhöhten Raumbedarfen.
Zum Schuljahr 2012/13 mussten, aufgrund der Absenkung der Klassengrößen, zehn
Klassen zusätzlich untergebracht werden.
Mit der vorliegenden Informationsdrucksache werden die Prognosen und die daraus
resultierenden Maßnahmen zur künftigen Entwicklung der hannoverschen Grundschulen
(GS) bis zum Schuljahr 2015/16 fortgeschrieben und an die neueste Datenlage angepasst.

Schulentwicklungsplanung der weiterführenden Schulen - Zwischenbericht Frühjahr 2014
Mit der Schulstrukturreform Phase II wurden 2008 die Kapazitäten an Schulplätzen den
seinerzeitigen Bedarfen angepasst. Im Jahr 2013 erfolgte mit der Info-DS 0838/2013 ein
erster Zwischenbericht zur Schulentwicklung der weiterführenden Schulen.
Diese Drucksache stellt den zweiten Zwischenbericht zur Schulplanung dar.
Folgende Faktoren beeinflussen aktuell in erster Linie die Entwicklung in den
weiterführenden hannoverschen Schulen:
1. die demografische Entwicklung in der Stadt Hannover mit weiterhin steigenden
Einwohnerzahlen
2. die Ankündigung des Landes Niedersachsen, zum Abitur nach 9 Jahren (G 9)
zurückzukehren
3. die mögliche Anerkennung der Integrierten Gesamtschule (IGS) als ersetzende
Schulform durch das Land Niedersachsen
4. die Überlegung, die bestehenden Haupt- und Realschulen sowie die kombinierten
HRS in neue integrierte Schulsysteme mit Ganztagsbetrieb zu überführen
5. die Fortsetzung der Umsetzung der Maßnahmen zur inklusiven Beschulung.

2. Beschlussvorlage von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen in der Landeshauptstadt Hannover und Beschlussvorlagen der Verwaltung für die Sitzung des Schulausschusses am 25.06.2014

Die Stadtverwaltung hatte einen Antrag zum Ausbau der Gymnasien eingebracht, Die SPD-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen brachten darüber hinausgehend einen Antrag zur Perspektive aller weiterführenden Schulen ein. Sie forderten eine Integrative und inklusive Weiterentwicklung des weiterführenden Schulsystems in Hannover
Die Verwaltung der Landeshauptstadt Hannover wird aufgrund steigender Schülerzahlen aufgefordert, für die weiterführenden Schulen in Hannover eine Konzeption vorzulegen, die folgende Aspekte und Prüfungen umfasst:
Ø Den bedarfsgerechten Ausbau der Integrierten Gesamtschulen unter Berücksichtigung der vom Land Niedersachsen geplanten Novellierung des Schulgesetzes.
Ø Die Entwicklung der Schulstandorte in Richtung eines zweisäuligen Schulsystems, bestehend aus inklusiven
§ integrierten Gesamtschulen
§ Gymnasien
Ø Existierende Hauptschulen (HS), Realschulen (RS) und Haupt- und Realschulen (HRS) können weiterhin bestehen bleiben, solange sie
§ bestehen bleiben wollen (Beschluss der Schulgremien),
§ angewählt werden und
§ den gesetzlichen Vorgaben zum Bestand entsprechen und der Schulträger nicht zur Aufhebung

Die Stadtverwaltung hatte einen Antrag zum Ausbau der Gymnasien eingebracht,.
zu beschließen, die Gesamtzügigkeit der Gymnasien (GY) von derzeit 66 auf 74 Züge zu
erhöhen und dies durch folgende Maßnahmen zu erreichen:
den Neubau eines fünfzügigen Gymnasiums im Westen von Hannover,
den Ausbau der Goetheschule am Haupthaus auf fünf Züge,
den Ausbau des Kaiser-Wilhelm-und Ratsgymnasiums (KWRG) auf fünf Züge und
der Ausweitung der Lutherschule von vier auf fünf Züge.

SPD und Grüne brachten dazu die Änderungsantrag ein

1. Das Kaiser-Wilhelm-und-Ratsgymnasium bleibt vierzügig und wird nicht erweitert.
Der Schulstandort wird stattdessen vierzügig saniert und erhält für den Ganztag
einen Freizeit- und Mensabereich.
2. Ein Neubau eines fünfzügigen Gymnasiums wird auf Grundlage des
Standardraumprogramms für Integrierte Gesamtschulen geplant.
Die Verwaltung wird beauftragt, zur Abdeckung des zusätzlichen Bedarfs an
Schulflächen in den westlichen Stadtteilen eine geeignete Ausschreibung
vorzubereiten, das entsprechende Verfahren durchzuführen und das Ergebnis den
Ratsgremien zur Beschlussfassung vorzulegen. Der Ausschreibung wird das
Raumprogramm einer IGS zugrunde gelegt.

3. die Vorstellungen der Schulleitungen der Gesamtschulen Hannovers zur künftigen Schullandschaft in Hannover

Das Schulwesen unterliegt derzeit in Hannover wie in ganz Niedersachsen Veränderungs-prozessen.
Die Zweckmäßigkeit vieler bestehender Strukturelemente besteht nicht mehr oder steht zur
Disposition, weil sich weitere Veränderungen in den Rahmenbedingungen abzeichnen.

Unter anderem die folgenden Faktoren fordern zum Umdenken und Umstrukturieren heraus:
· Der Trend und politische Mehrheitswille zur Etablierung des Ganztagsbetriebs in allen Schulen
· Die unverändert anhaltenden Trends im Anmeldeverhalten der Eltern, die mittelfristig zu einem weiteren Bedarf nach Gymnasialplätzen und zu einem Überangebot an Plätzen, ja sogar an Schulen im Haupt- und Realschulbereich führen.
· Der mittlerweile auf hohem Niveau weit gehend eingetretene Gleichstand von Angebot und
Nachfrage bei IGSen, die in Hannover von rund einem Drittel der Schüler/innen in Sek. I und
Sek. II besucht werden.

4. das von einem Aktionsbündnis ergänzte "Eckpunktepapier" zu Einführung der Inklusion in der Region Hannover

Eine vom Regionsparlament und vom Stadtrat Hannover gebildete Arbeitsgruppe hatte unter wissenschaftlicher Begleitung ein bundesweit beachtetes Eckpunktepapier zur Einführung der inklusiven Beschulung in Hannover entworfen. Ein "Aktionsbündnis Inklusive Schulen in Hannover" hatte dieses Eckpunktepapier noch überarbeitet und in vielen Aspekten klarer formuliert.

Auf der Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention - danach haben Kinder mit Behinderung
unabhängig von ihren Fähigkeiten ein Recht auf gemeinsame wohnortnahe Beschulung an
allgemeinbildenden Schulen - und in der Erwartung, dass das Land Niedersachsen die Voraussetzungen zur bestmöglichen Förderung aller Schülerinnen und Schüler schafft, werden die Schulträger Landeshauptstadt Hannover und Region Hannover die hannoverschen Schulen bei der Fortentwicklung der vielfältigen positiven Ansätze hin zu einer inklusiven Schullandschaft aktiv unterstützen.
In der Sitzung der AfB im Juni 2014 wurde betont, dass vielen Gedanken dieses Eckpunktepapiers politisch noch nicht nachgegangen wurden.