Aktuelle Daten zeigen keine Verbesserungen - Zwar ging die Zahl im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um 6.600 Jugendliche leicht zurück, dennoch kann keine Entwarnung gegeben werden. Die Zahl von 58.400 Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss ist weiterhin besorgniserregend. Gemessen an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung verlassen im Bundesdurchschnitt 7 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss.

Nach wie vor sind die Chancen auf einen Schulabschluss in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt. Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen ost- und westdeutschen Bundesländern: Die Quoten in den ostdeutschen Ländern liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Im Vergleich aller Bundesländer variiert der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss von 5,7 Prozent in Baden-Württemberg bis hin zu 14,1 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Dort ist es jedoch gelungen, die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss deutlich zu verringern - von 17,9 Prozent im Jahr 2008 auf 14,1 Prozent 2009. In den anderen Bundesländern konnten meist leichte Verbesserungen verbucht werden. Hervorzuheben sind Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Hier sanken jeweils die Anteile der Abgänger ohne Abschluss um 1,2 Prozentpunkte. In Hessen, Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben, hingegen gemessen an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung, mehr Jugendliche die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen als im Vorjahr.

Bei einem Vergleich der Anteile der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss auf Kreisebene sind die Unterschiede noch gravierender. Die Quoten bewegen sich in einer Bandbreite von 1,3 Prozent im Landkreis Würzburg bis hin zu 25 Prozent in der kreisfreien Stadt Wismar. In knapp einem Viertel der über 410 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland gehen mehr als 10 Prozent der Schüler ohne Hauptschulabschluss von der Schule ab - in 19 Kreisen sogar mehr als 15 Prozent. Eine Interpretation und Bewertung der regionalen Ergebnisse kann allerdings nur vor Ort mit der Kenntnis der spezifischen Rahmenbedingungen, Pendlerbewegungen und Entwicklungen erfolgen. "Entscheidend ist es, diese Probleme in den Kreisen und Kommunen zu erkennen und für die betroffenen Jugendlichen, Schulen und Stadtteile passgenaue Lösungsansätze zu suchen", forderte Dr. Jörg Dräger, für Bildung zuständiges Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, bei der Veröffentlichung der Ergebnisse.

Eine deutliche Verringerung der Zahl der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss könne aber nicht allein auf kommunaler Ebene erreicht werden. "Vielmehr müssen wir uns den Problemen und Herausforderungen der Haupt- und Förderschulen stellen", so Dräger weiter. Rund 80 Prozent der Schulabgänger ohne Schulabschluss kommen aus Förder- und Hauptschulen. Das hat eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann Stiftung gezeigt. "Genau diese Schulen, auf die es ankommt, blenden wir aber aus. Ihre Schülerinnen und Schüler werden bei den nationalen Vergleichstests nicht oder unvollständig einbezogen, Bildungsstandards für die Hauptschule gar nicht erst überprüft. Wir dürfen die Augen nicht bewusst vor den Herausforderungen an den Haupt- und Förderschulen verschließen. Wir brauchen mehr Transparenz. Wir dürfen es nicht weiter hinnehmen, dass Jugendliche die Schule ohne Abschluss und Perspektive verlassen", fügte Dräger hinzu.

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