GEW begrüßt gründlichen Dialog

Die Kultusministerin Frauke Heiligenstadt hat bei der Errichtung einer Arbeitsgruppe zur Reform der Sekundarstufe I des Gymnasiums und der gymnasialen Oberstufe erklärt, dass sie offen ist für die Vorschläge, die die VertreterInnen aus den Schulen und aus den Bildungsorganisationen unterbreiten. Diese Vorschläge sollen im März 2014 in einen Bericht an die Ministerin eingehen.

GEW begrüßt gründlichen Dialog

Die Kultusministerin Frauke Heiligenstadt hat bei der Errichtung einer Arbeitsgruppe zur Reform der Sekundarstufe I des Gymnasiums und der gymnasialen Oberstufe erklärt, dass sie offen ist für die Vorschläge, die die VertreterInnen aus den Schulen und aus den Bildungsorganisationen unterbreiten. Diese Vorschläge sollen im März 2014 in einen Bericht an die Ministerin eingehen. „Das ist ein ambitioniertes Vorhaben und genau das Vorgehen, das die Kollegien erwarten. Von Schnellschüssen wie bei der Einführung des G8, der Profiloberstufe und des Zentralabiturs wollen sie nichts mehr wissen", erklärt der Gymnasialexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Henner Sauerland.

Nach Auffassung der GEW dürfe es nicht nur um die einfache Abschaffung von G8 gehen, sondern es müsse zugleich eine Reform der Sekundarstufe I und der Sekundarstufe II in Angriff genommen werden. „Es ist bemerkenswert, dass auch die Organisationen und Verbände, die noch vor kurzem zum schwarz-gelben G8-Projekt und zur Profiloberstufe standen, sich nach den Wahlen davon abwenden", betont der GEW-Landesvorsitzende Eberhard Brandt. Das sei eine gute Voraussetzung für eine breit akzeptierte Reform, die zu mehr Bildungsqualität an den Gymnasien und den Oberstufen in Niedersachsen führt.

Schon bei der Auftaktveranstaltung in Loccum gab es einen weitgehenden Konsens, dass die Sekundarstufe I an allen Schulformen wieder den 10. Schuljahrgang umfassen müsse und dass sich ab Jahrgang 11 die gymnasiale Oberstufe anschließen solle. Mehr sinnstiftendes Lernen und Formen selbständiger Arbeit müssten in beiden Schulstufen möglich werden. Dazu gehört die Überwindung der Profiloberstufe, in der die Wochenstundenzahl an Leistungskursen von 5 auf 4 gekürzt worden war, die der Grundkurse von 3 auf 2. „Weniger Fächer, weniger Klausuren und weniger Prüfungsfächer schaffen mehr Zeit zum Lernen und damit mehr Möglichkeiten für vertiefte Bildung statt kurzatmigen Büffelns und Lernbulimie", so Henner Sauerland. Das Lernen im eigenen Takt, also die Möglichkeit, die Oberstufe in zwei bis vier Jahren zu absolvieren, fand reges Interesse. „Das kann ein bundesweiter Knüller werden, um den Streit um G8 und G9 auf¬zulösen."

Die GEW begrüßt die Zeitplanung des Ministeriums, weil sie eine gründliche Beratung der Reformen ermögliche und berücksichtige, dass ein neues Schulgesetz über das Kultusministe¬rium eingebracht wird. Die GEW regt zugleich an, dass einzelne Maßnahmen wie die Verminde¬rung der Anzahl der Klausuren, die durch einfache Erlassänderung möglich sind, schon zum Schuljahr 2014 vorgenommen werden.

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09.10.2012 Die Zeit: Initiative plädiert für Abi im eigenen Takt

Seit ihrer Einführung hat die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre für viel Frust gesorgt. Kein Wunder, dass daran überall schon wieder ein bisschen herumkorrigiert wird. Ein neuer, ziemlich umfassender Reformvorschlag kommt nun aus Baden-Württemberg . Dort haben sich vier Gymnasien zu einer Initiative zusammengeschlossen, die fordert, Schüler selbst entscheiden zu lassen, wie viel Zeit sie bis zum Abitur brauchen. "Abitur im eigenen Takt", nennen sie ihre Idee.

.... Negativ zu vermerken bleibt gleichwohl, dass mehr Schüler als früher am Gymnasium lange vor dem Abitur scheitern. Vor der Einführung des G8 gingen zum Beispiel in Schleswig-Holstein nach der fünften und sechsten Klasse etwa 300 Schüler von den Gymnasien ab, danach waren es über 900. ....

..... Auch Matthias Förtsch empfindet diese Reformidee als Flickwerk. Er will wirkliche Flexibilisierung für die Schüler der Oberstufe. Sie sollen selbst entscheiden, was sie sich in welcher Zeit zutrauen oder wozu sie neben der Schule noch Zeit brauchen. Deshalb sollten alle Fächer in Modulen organisiert werden, fordert er. Jeweils vierstündige Kurse ließen sich dann je nach Bedarf kombinieren.

Für den einen hieße das, in zwei Jahren allen Stoff und die Prüfungen durchzuziehen, dafür aber ein Jahr früher die Schule verlassen zu können. Ein anderer könnte Mathe wiederholen, während er in Deutsch schon fertig ist. Wieder andere könnten sich Zeit nehmen, ein halbes Jahr Praktikum oder Auslandsaufenthalt einzuschieben oder noch ein zusätzliches Fach zu belegen.

Durch das Reformmodell der Initiative werde zudem mehr Chancengleichheit realisiert, glaubt Förtsch. Denn Realschüler oder Gemeinschaftsschüler könnten nach dem mittleren Abschluss leichter in die gymnasiale Oberstufe einsteigen, weil sie dort noch aufholen könnten, was ihnen fehlt.

>>>> http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2012-08/abitur-gymnasium-konzept