Es gibt gute Gründe, die Schullandschaft in Hannover weiterzuentwickeln.
Ein Artikel in der HAZ am 23.12.2020 hat die Überschrift: Kritik am Zwei-Säulen-Modell wächst". Unterüberschrift: Sorge um schwächere Schüler: Soll es in Hannover nur noch Gymnasien und Gesamtschulen geben?
"Die SPD strebt in Hannover ein Zwei-Säulen-Modell nach Göttinger Vorbild an, das nur noch Gesamtschulen und Gymnasien vorsieht. Bildungspolitiker und Pädagogen warnen allerdings davor, dass leistungsschwächere Kinder, die sich in kleineren Schulen wohler fühlen als in integrierten großen Systemen, dabei durchs Raster fallen könnten. CDU-Schulexpertin Stefanie Matz fordert deshalb schon seit Langem, auch die Realschulen zu stärken, und Andreas Bingemer (FDP) macht sich bewusst für die Pestalozzi-Oberschule in Anderten stark."
Es sollte CDU-Schulexpertinnen zu Bedenken geben, dass ein Charakterzug hierarchischer Schulsystem ist, dass "Kinder durchs Raster" fallengelassen werden und zum Selbstverständnis von Integrierten Gesamtschulen gehört, dass jedes Kind den bestmöglichen Schulabschluss erhält.
Am 23.02.2019 schreibt die HAZ: "Gymnasien verlieren 300 Schüler – die meisten an die IGSen". Die Gesamtschulen in Hannover sehen sich am Limit, nicht nur weil sie immer mehr lernschwache Kinder aufnehmen müssen, sondern auch noch die Schüler, die an anderen Schulen, etwa Gymnasien, gescheitert sind.
Allgemein bekannt ist, dass Schüler*innen sehr unterschiedlich sind, in den Begabungen, in den Möglichkeiten, von den Eltern unterstützt zu werden. Ein gemeinsames Ziel, auf das sich engagierte Bildungspolitiker*innen aller Parteien in Hannover eigentlich schnell einigen könnten, müsste es eigentlich sein, dass jeder Schüler, jede Schülerin den Schulabschluss erhält, der ihm oder ihr mit individueller Förderung durch die in der Schule tätigen Personen möglich ist. In Bremen und Hamburg gelang dieser „Schulfrieden“.
Es gibt gute Gründe, die Schullandschaft in Hannover weiterzuentwickeln: Dringliches Problem In Hannover ist seit einigen Jahren, dass die Eltern neu hinzugezogener Schüler*innen sehr lange nach einem freien Schulplatz in den Schulen suchen müssen, in denen gemeinsames Lernen mit individueller Förderung hin zum bestmöglichen Schulabschluss Konzept ist.Vor Jahren wurden daher die tagesaktuellen Listen eingeführt, so dass im Schulamt die Information vorhanden ist, an welcher Schule in welchem Jahrgang ein Platz frei ist. Vor einigen Jahren wurde es dann auch zum Problem, dass für den Schulformwechsel vor und nach den Sommerferien Verteilerkonferenzen eingerichtet werden mussten. Zwar entscheiden die Eltern nach dem vierten Schuljahr, auf welche Schulform ihr Kind angemeldet wird. Aber dann entscheiden in den Gymnasien und Realschulen die Klassenkonferenzen, ob das Kind den Abschluss, den die Schule laut Schulgesetz anstrebt, auch erreichen wird.
Zwar können in allen Schulen des „hierarchischen“ und „gegliederten“ Schulsystem mit Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen alle Abschlüsse vergeben werden. Es ist aber die Regel in Niedersachsen, dass Schüler*innen, die einmal sitzengeblieben sind, beim zweiten Mal in den nächsten Jahrgang einer Schulform wechseln, die einen geringeren Abschluss bzw. alle Abschlüsse anbietet. Die Zahl dieser Schüler*innen steigt in Hannover von Jahr zu Jahr. Die zu geringen Plätze können nur durch „Verteilerkonferenzen“ mit Schulamt und Schulleitungen besetzt werden.
Da aber die Klassen der „aufnehmenden Schulen“ ausgelastet sind, werden seit einigen Jahren zusätzliche Klassen nur mit Schüler*innen eingerichtet, die durch Verteilerkonferenzen in die Schule kommen.
Da inzwischen aber auch in den „aufnehmenden Schulen“ keine freien Klassenräume mehr sind, hat das Schulamt in diesem Jahr verlangt, dass Gesamtschulen neue Klassen in Differenzierungsräumen und in Fachräumen einrichten und angekündigt, eventuell die Zügigkeit in der gymnasialen Oberstufe der Gesamtschulen zu verringern.
Hannover braucht dringend mehr Schulen mit Konzepten, die die Kinder unterschiedlich und individuell fördern. Glücklicherweise hat Hannover sehr gute Erfahrungen mit oft mehrfach preisgekrönten „Integrierten Gesamtschulen“ gemacht. Und nicht nur Hannover hat die Erfahrung gemacht, dass der Anteil der mittleren Schulabschlüsse leistungsschwächerer Schüler*innen und der Zugang zur gymnasialen Oberstufe durch die Einführung von Gesamtschulen steigen. Ist auch logisch: Schulen ohne Sitzenbleiben mit guter langjähriger Klassengemeinschaft bedeuten stressfreieres gemeinsames Lernen.
Hans-Dieter Keil-Süllow