Mit dem ZWEI-WEGE-PLUS-Modell Hannovers Schulangebot erfolgreicher machen!
Ernst Barkhoff hat zum Artikel von Saskia Döhner vom 23.12.2020 in der HAZ. "Kritik an Zwei-Säulen-Modell wächst - Sorge um schwächere Schüler: Soll es in Hannover nur noch Gymnasien und Gesamtschulen geben?" einen Leserbrief geschrieben, der in der HAZ am Mi, 13.01.2021, veröffentlicht wurde.
"Es gibt immer mehr Kinder mit Lernproblemen und unfreiwillige Schulformwechsler in Hannover – das muss zu denken geben. Nicht nur Göttingen auch andere Bundeländer zeigen, dass das nicht so bleiben muss. Gerade aus Sorge um die schwächeren Schüler darf man die Erfolge des Zwei-Säulen-Modells nicht ignorieren."
In fünf Bundesländern sind Haupt- und Realschulen bereits zugunsten von Gesamtschulen aufgehoben worden. In zwei weiteren Bundesländern hat man damit begonnen. Das Ergebnis ist ein großer Erfolg. Dies belegen Daten der Begleitforschung. So stiegen die qualifizierten Abschlüsse sowie der Besuch der Oberstufe sprunghaft an und besonders sozial benachteiligte Jugendliche erzielten deutlich höhere Abschlüsse.
In den Bundesländern Berlin, Bremen, Hamburg, Saarland und Schleswig-Holstein sind Haupt- und Realschule zugunsten der Gesamtschule aufgehoben worden. NRW und Baden-Württemberg haben Gesamtschulen massiv ausgebaut und die Kommunen von der Auflage befreit, Hauptschulen vorzuhalten. Das Ergebnis: Mehr ehemalige Hauptschüler*innen erwarben den mittleren Abschluss und mehr Realschüler*innen erhielten die Oberstufenberechtigung.
In Berlin erhielten vor der Reform nicht einmal 2 % der Hauptschüler*innen eine Oberstufenberechtigung. Unmittelbar danach waren es gut 30 % - das mehr als 20-fache. Schon vor der Reform hatten die Realschulen für ihre Schüler*innen die Weiterbildung zur Fach- und allgemeinen Hochschulreife über die beruflichen Schulen und die gymnasiale Oberstufe durchgesetzt. Dennoch hatten vor der Reform nur gut 30 %, mit der Reform über 40 % eine Oberstufeneignung erhalten.
Vor der Reform bestanden in Bremen keine Haupt- und Realschulen mehr, sondern sogenannte integrierte Sekundarschulen mit abschlussbezogenen Zügen sowie einige Gesamtschulen. Darüber hinaus existierten die Gymnasien - von acht eigenständigen abgesehen - wie die Sekundarschulen nur innerhalb von Schulzentren. Vor der Reform machten an den Sekundarschulen nur knapp 50 % und an den ehemaligen Gesamtschulen 66 % der Schüler*innen den mittleren Abschluss. Nach der Reform schafften zusammen mehr als 70 % den Realschulabschluss. Auf die Schülerzahlen bezogen ist das ein Sprung um die 30 %.
Schafften früher nur 66 % eines Altersjahrganges in Bremen den mittleren Abschluss, so sind es jetzt 75 %.
Es zeigte sich, dass man sowohl die Chancen von sozial Benachteiligten wesentlich verbessern kann und zugleich auch die sozial Privilegierten profitieren.
(Quelle: Lohmann, Joachim: Die Auflösung der Haupt- und Realschule zugunsten der Gesamtschule ist ein bedeutender Reformschritt, 14.11.2020 )
Im Unterschied zu anderen Schulen gibt es an Integrierten Gesamtschulen kein Sitzenbleiben. Somit entfällt ein großer Teil der Wiederholung von Schuljahrgängen und der systematische Wechsel von Schüler*innen in andere Schulformen. Das bedeutet für die betroffenen Kinder weniger Schulfrust und Schulmüdigkeit.
Zensuren werden in den ersten IGS-Jahren durch Lernentwicklungsberichte ersetzt und dienen einer zielgerichteten Förderung und Information über Stärken und Schwächen besser als Noten von 1 bis 6.
Nicht zuletzt werden durch weniger Sitzenbleiben dringend benötigte Schulraum-Kapazitäten und Lehrerstunden zugunsten von mehr Fördermaßnahmen frei.
Ernst Barkhoff
Hannover