"Das heißt auch: Wer die Macht hat, teilt das Wissen zu. In den Klassenkämpfen des 19. Jahrhunderts forderten die unteren Schichten beides: Demokratie und Volksbildung. Erst die Weimarer Republik brachte das allgemeine Wahlrecht. Aber die Klassenschichtung bestimmte weiterhin die Organisation des Schulwesens: Gymnasium für die Eliten, Volks- und Realschulen für die Lohnarbeiter aller Stufen.
Fürs Gymnasium mussten Eltern bis in die Sechziger Jahre Schulgeld zahlen; auch in der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“, die angeblich die Klassengesellschaft überwunden hatte, kamen maximal fünf Prozent der Studenten aus Arbeiterfamilien, von den katholischen Mädchen vom Lande ganz zu schweigen; gingen die einen ins Kino und auf den Bolzplatz, die anderen ins Theater und zum Tennis. In den Sechziger Jahren wurde dann, in der Bonner Republik, die „Bildungskatastrophe“ ausgerufen."
Quelle: Deutschlandfunk.

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A tempo wurden neue Hochschulen und Schulen gebaut, die „Begabungsreserven“ der Gesellschaft mobilisiert, die Abiturientenquote drastisch erhöht und damit auch die Zahl der Studenten aus Arbeiterfamilien. Reformschulen führten vor, wie die Befreiung von Lehrplanrigidität, Stundendisziplin, Frontalunterricht und Zensurenschematismus funktioniert – aber der Kampf der Sozialdemokraten für die Gesamtschule ging verloren. Und mit der konservativen Wende der Achtziger Jahre erstarrte der Reformschwung.

Heute reden die Politiker aller Parteien wieder von Bildungsverlierern. Die neue Bildungsungleichheit, wie die gewachsene Ungleichheit insgesamt, folgt der Klassenspaltung in der globalisierten Arbeitswelt: ein knappes Drittel von Hoch- und Höchstqualifizierten, eine wachsende Zahl von prekär angestellten Hilfsarbeitern, Boten, Dienstleistern aller Art – und dazwischen eine Mittelschicht, die immer angestrengter an Aufstieg glaubt und von Abstiegsängsten gepeinigt ist."

SPD HANNOVER: Unser Hannover-Plan. 08.05.2021

(Auszug)

"3. Wir schaffen gleiche Bildungschancen für alle

Für eine gute Zukunft unserer Kinder

"Bildung legt den Grundstein für das spätere Leben, nicht nur beruflich, sondern auch für den persönlichen Lebensweg. Bildung prägt unsere Persönlichkeit und Kreativität und schafft die Grundlage für eine gute und sichere Erwerbsarbeit. Bildung bildet deshalb ein Herzstück unserer sozialdemoklratischen Politik. Wir schaffen gute Voraussetzungen. Dazu gehören für uns gleiche Chancen auf dem Bildungsweg. Früher wie heute gilt: Bildung legt den Grundstein für das spätere Leben, nicht nur beruflich, sondern auch für den persönlichen Lebensweg. Bildung prägt unsere Persönlichkeit und Kreativität und schafft die Grundlage für eine gute und sichere Erwerbsarbeit. Bildung bildet deshalb ein Herzstück unserer sozialdemokratischen Politik. Wir schaffen gute Voraussetzungen. Dazu gehören für uns gleiche Chancen auf dem Bildungsweg. Früher wie heute gilt: Bildung ist Macht. Als SPD stehen wir für gleichberechtigte Bildungsteilhabe, denn der Bildungserfolg hängt leider noch immer wesentlich von der sozialen Herkunft ab. Diese soziale Ungerechtigkeit wollen wir überwinden und allen Kindern bestmögliche Chancen bieten. Dies gilt insbesondere während der Corona-Pandemie, die Eltern, Erziehungsberechtigten, Kindern und Jugendlichen sowie allen an Betreuung und Bildung Beteiligten viel abverlangt." ...

Die SPD Hannover hat beschlossen:

„Die SPD hält an der Überwindung des gegliederten Schulwesens fest, um die Ziele gleiche Bildungschancen, individuelle Förderung und Inklusion zu erreichen. Mittelfristig wollen wir die Schullandschaft so umgestalten, dass im Bereich der allgemeinbildenden weiterführenden Schulen nur noch die Schulformen Gymnasium und Integrierte Gesamtschule (IGS) in Hannover angeboten werden und weitere Primarstufen in den IGS einrichten.“

Ferdinand Lassalle; November 1862

"Alle große politische Aktion besteht im Aussprechen dessen, was ist, und beginnt damit

Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist. "

Wilhelm Liebknecht, einer der Mitbegründer der SPD prägte das geflügelte Wort: „Wissen ist Macht.“ 05.02.1972.

Das Aufstiegsversprechen durch Bildung gehört zu einer der zentralen Forderungen der SPD von Anbeginn.

Nach dem zweiten Weltkrieg setzte die SPD durch, dass alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam eine vierjährige Grundschule besuchen konnten.

Die Forderung nach gemeinsame achtjähriger Schulzeit scheiterte am Widerstand der konservativen Parteien.

Um die Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles zu erreichen, mußte die SPD den Forderungen der kleinen Zentrumspartei. Die Kirchen erreichten, dass der größte Teil der entstehenden Grundschulen konfessionell gebunden war.

GEW u.a.: 1920 - 2020. Schulreform in Deutschland

Bündnis „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“ veröffentlicht Broschüre zu 100 Jahre Schulreform.
Die Veröffentlichung „1920 – 2020. Schulreform in Deutschland – Eine (un)endliche Geschichte?!“, die Marianne Demmer, ehemaliges langjähriges GEW-Vorstandsmitglied, im Rahmen der Schriftenreihe des Bündnisses verfasst hat, zeigt aus historischer Perspektive die Gründe für die „steckengebliebene“ Schulreform in Deutschland auf. Reichsschulkonferenz und die Schulkompromisse der Weimarer Republik jährten sich 2020 zum 100. Mal.
Die Broschüre des Bündnisses mache deutlich - sagte Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW -, dass das Schulsystem der Zukunft – vor allem angesichts der Pandemie-Erfahrungen – gerechter, inklusiver und demokratischer werden muss. „Über Fragen des Gesundheitsschutzes, der Digitalisierung oder des Aufholens von ‚Lernrückständen‘ hinaus müssen die Kultusministerien endlich auch die selektiven und benachteiligenden Strukturen und Routinen abbauen, um das Schulsystem krisenfest und gerechter zu machen“, betonte Hoffmann.