In 15 der 16 Bundesländer wird ein Zentralabitur durchgeführt. D.h. aus dem Kultusministerium werden kurz vor der Prüfung an alle Schulen, die Abiturprüfungen durchführen, dieselben Aufgaben versandt. Die Abschlüsse in allen gymnasialen Oberstufen - ob am Gymnasium oder an der IGS - sind also gleichwertig. Im Jahr 2009 stellte eine Studie in NRW fest, dass 70,5 % der Gesamtschul-Abituriente:innen das Abitur erreicht haben, obwohl ihnen die Grundschule nicht zugetraut hatte. Im Jahr 2020 wurde die Untersuchung auf die Schüler:innen ausgedehnt, die von den Gymnasien abgeschult worden waren. Von den Schulformwechsler:innen haben 47% entgegen der Prognose des Gymnasiums das Abitur an der Gesamtschule erreicht. Wohlgemerkt: bei gleichen Prüfungsinhalten.

In der Zeitung des GGG, des Verbandes für Schulen des gemeinsamen Lernens e.V. erschien der Kommentar von Dr. Anne Ratzki als Abdruck mit freundlicher Genehmigung von "Forum" der Zeitung des Stadtverbandes Köln der GEW, Heft 4/2020, S. 24.

Das Magazin der GGG kann im Internet heruntergeladen werden . https://www.ggg-web.de/service.

Im GGG-Länderbericht 2020-10 Nordrhein-Westfalen kommen GG NRW und SLV GE NRW zum Ergebnis https://www.ggg-web.de/ni-serv....:

"Die vorliegendeln Daten und Ergebnisse weisen nach, dass ...

  • die Schulformempfehlung als prognostisches Instrument untauglich ist,
  • der Übergang von den Grundschulen zu den weiterführenden Schulen sozial selektiv ist und

    Schüler*innen aus sozial nicht privilegierten Schichten benachteiligt,

  • die Zuweisung der Schüler*innen zu verschiedenen Schulformen nach dem 4. Schuljahr zu-

    mindest zu früh erfolgt,

  • im integrierten Schulsystem vielen Schüler*innen eine erhöhte Bildungsteilhabe ermöglicht

    wird,

  • den integrierten Schulen eine Förderung der Schüler *innen in einem besonderen Maße ge-

    lingt,

  • Lernen an Gesamtschulen in leistungsheterogenen Lerngruppen leistungsschwächere Schü-

    ler*innen stärkt, ohne leistungsstärkere Schüler*innen zu hemmen.

    GGG NRW und SLV-GE-NRW empfehlen darum dringend ...

  • die Abschaffung der Schulformempfehlungen der Grundschulen,
  • die schnellstmögliche Einführung eines schulscharfen Sozialindex, der auf den Merkmalen

    der die Schulen tatsächlich besuchenden Schüler*innen basiert, als Steuerungselement für die Ressourcenzuweisung an die Schulen und als Grundlage für faire Leistungsvergleiche zwischen den Schulen,

  • die Bereitstellung ausgewiesener Ressourcen für die Förderung von Seiteneinsteiger*innen in der SII, beispielsweise im Rahmen eines Ganztagszuschlags wie in der SI,
  • ein Abschulungsverbot für Gymnasien und Realschulen in Verbindung mit der rechtlichen Möglichkeit, auch an diesen Schulformen alle Schulabschlüsse der SI zu erreichen,
  • die Beteiligung der Gymnasien an der Bewältigung der gesellschaftlichen Aufgaben wie In- klusion, Integration und damit eine Angleichung der Anteile an den Standorttypen,
  • zur Lösung aller beschriebenen Probleme die Weiterentwicklung des Schulsystems hin zu der einen Schule für alle mit den Klassen 1 bis 13, zum Beispiel durch eine schrittweise An- näherung der Profile aller Schulformen in NRW."